Dort, wo der Dschungel das Meer küsst. Genau dort sind wir. Auf der Insel "Ilha Grande". Wir wohnen hoch oben im tropischen Wald mit Blick aufs Meer. Durch unseren offenen Strohdach-Bungalow ohne Tür und Fenster weht der warme Wind. Nachts legen sich die Insekten und Glühwürmchen mächtig ins Zeug. Es glüht und singt überall um uns herum.
Und die Tage?
Die verbringen wir mit sandigen Füssen am Strand.
Lesend in der Hängematte.
Und mit schweisstreibenden Märschen auf engen Dschungel-Pfaden zu entlegenen Buchten.
Wir entdecken neugierige Affen in den Bäumen; laufen grünen Schlangen über den Weg.
Und freuen uns, dass wir Dana und Gazi, ein so sympathisches Paar aus Deutschland kennenlernen. Mit ihnen lachen wir über so Manches.
Nicht zu lachen ist uns, als es eines Abends stürmt und heftig zu regnen beginnt. Denn genau dann müssen wir noch zurück vom Dorf nach Hause. In den Regenwald, der seinem Namen alle Ehre macht. Regen peitscht uns ins Gesicht, Donner grollt und Blitze tanzen im nachtschwarzen Himmel. Wir laufen schneller und schneller. Immer höher den bewaldeten Hügel hoch. Wo nachts wohl die grünen Schlangen sind?
Bevor wir eine Antwort finden macht es „Peng“. Und Nina liegt auf dem Boden. Der Arm schmerzt. Die geliebte Elefantenhose ist zerrissen. Welch Drama!
Nass und matschig kommen wir beim Bungalow an. Doch dieser fühlt sich an wie ein schwankendes Schiff auf wilder See. Wir fliehen ins Haupthaus und hören von hier dem nächtlichen Spektakel zu. Erst am frühen Morgen wird es ruhig. Und Ruhe braucht jetzt auch Ninas Arm. Deshalb kommt um ihn -nein, keine grüne Schlange- sondern eine lila Schlinge.
Über kurvige Strassen und steile Hügel gelangen wir nach Trinidade, einen kleinen Küstenort zwischen den Megastädten Sao Paolo und Rio. Und genau hier wird uns klar, wieso es für die brasilianische Flagge keine passenderen Farben als gelb, grün und blau gibt! Denn gelb schimmert der Sand, blau das Meer und grün der Dschungel um uns herum.
Ob Kobras wohl auch grün sind? "Kobra, Kobra!" warnt uns jedenfalls eine Gruppe Brasilianer leicht panisch als wir ihnen auf einem schmalen Dschungel-Pfad hoch über dem unten tosenden Meer entgegenkommen. Mit scharfen Augen und bereit für den Schlangenanblick laufen wir weiter. Stampfen ab und zu kräftig mit unseren Flip-Flops auf den Boden. Reden extra laut. Und haben Glück: denn die Schlange hat sich verkrochen und stattdessen sehen wir in der Brandung schwimmende Schildkröten! Geniessen herrliche Ausblicke aufs Meer. Laufen über ganz wundervolle Strände.
Und irgendwann kommen wir an, wo wir hinwollten: zu einem aus riesigen Felsen natürlich geformten Pool am Ende einer Bucht. Hier ist das Wasser ruhig und flinke Fische ziehen Runden um unsere Knöchel.
Abends im sympathischen Hostel gibt's dann Caipirinha, Grilladen, Ananas mit Zimt und frische Salate.
Und süsse Katzenbabys. Die landen dann nicht im Bauch, oh Gott nein... sondern gemütlich kuschelnd auf dem Arm!
Florianopolis. Was sich anhört wie eine idyllische griechische Insel, ist in Wirklichkeit eine nicht ganz so kleine und nicht ganz so idyllische Stadt im Süden Brasiliens. "Insel" gibt es dann aber doch, denn Florianopolis ist das Tor zur Halbinsel Ilha Santa Catarina.
In Florianopolis, auch Floripa genannt, kommen wir nach einer langen Nachtbusfahrt beginnend an Uruguays Grenze an. Und sind sprachlos. Denn ausser der Begrüssung "Hoi" verstehen wir wieder mal kein Wort. Und niemand versteht uns. Denn auch den Mitarbeitenden der Touristeninformation kommt unser English oder Español Spanisch vor und uns ihr Portugiesisch. Irgendwie klappt die Kommunikation dann aber doch und wir sitzen wenig später wieder im Bus. Nicht zurück nach Uruguay, sondern im Lokalbus auf die Ilha Santa Catarina.
Die Fahrt ist rasant und dazu passen auch die Ampeln; sie sind nämlich die gleichen wie auf der Formel Eins-Piste! Blitzschnell sind wir da. Auf der Halbinsel. Am Meer. Am Strand. Und tauchen ein ins Wasser und in das für uns neue Land. Brasilien.
Tangas statt Tango. Caipirinha statt Wein. Fruchtsäfte statt Mate-Tee. Auf den Unterärmen der Männer liest man die tätowierten Namen ihrer Kinder. Muskeln wechseln sich ab mit Masse. Goldketten schimmern um die Wette mit gebräunter Haut. Musik aus dem Lautsprecher konkurrenziert mit dem Rauschen der Wellen. Die Waren der Strandverkäufer mit der Aussicht aufs Meer.
Nach zwei Tagen brauchen wir allerdings wieder mehr Natur, Ruhe und Idylle. Und fahren wieder Bus. Weiter in den Norden.
Muss man ein Land nicht lieben, in dem die Bewohner beim Busticketkauf nicht zuerst nach dem Preis oder der Fahrtzeit fragen, sondern danach ob man im Bus Mate-Tee trinken darf? Und ist es nicht unglaublich cool, wenn eine ca. 80-jährige Frau Ingo (nun mit Schnauz) hinterherflüstert "Qué guapo, muchacho"? Bei all diesen kleinen Alltags-Liebenswürdigkeiten in Uruguay strahlt unser Herz. Und das, obwohl es draussen alles andere als strahlend ist - es regnet nämlich ziemlich heftig, als wir am Meer im Fischerdorf Punta del Diablo ankommen.
Doch mitten im Regen werden wir herzlich empfangen von Andrea und Alberto. Vier Tage wohnen wir in ihrem selbstgebauten Bungalow. Und ehrlich gesagt ist dieser aus Holz gezimmerte Pipi Langstrumpf-Bau -mit Wohnraum, Küche und Bad unten und Schlafkoje oben- so fantastisch, dass wir uns gar nichts Besseres vorstellen können als einen Regennachmittag. Denn so, bei prasselnder Regentropfen-Musik, ist es perfekt gemütlich auf dem azurblauen Sofa mit den vielen bunten Kissen und Decken. Einer Tasse Tee und Honigkeksen. Kerzen und warmem Lampenlicht.
An den nächsten Tagen lacht dann aber die Sonne vom Himmel.
Wir spazieren barfuss durch warmen Sand und frisches Wasser.
Schlendern zum rot-weissen Leuchtturm.
Laufen über hohe und breite Dünen.
Hören unter unseren Füssen den Sand quietschen.
Sonnen uns an langen, einsamen Stränden.
Schauen zu, wie kleine Fischerboote vom Meer zurückkehren und der Fang auf Pferdewägen zu den nahen Fischläden transportiert wird.
Kaufen frischen Fisch.
Sitzen vor unserem Bungalow in der Nachmittagssonne und trinken unseren ersten selbstzubereiteten Mate-Tee.
Bekommen dabei Besuch von einer herzallerliebsten, jungen Siamkatze.
Flanieren durchs hübsche Dorf, in dem viele selbstgebaute Häuser stehen.
Trinken Kaffee und träumen davon, hier auch ein kleines Haus zu haben. Ob wir wohl auch ein Kopfhaus hätten? Oder eher ein verstecktes in den Dünen? Wer weiss...