Dienstag, 22. Oktober 2013

Bei Affen und Aras

Sehr lang und wenig breit ist das Boot, das am Ufer des Río Beni für uns bereitsteht. Sehr schnell und wild fliesst der Strom, auf dem sich ebendieses Boot mit uns an Bord einige Minuten später befindet. Wir fahren stromaufwärts - und das braucht seine Zeit! Gut, denn wir können uns nicht sattsehen am grünen Regenwald rechts und links des Flusses; nicht satthören an den Tierstimmen um uns herum.





Viel zu schnell kommen wir an in einem kleinen Dorf, das nur via Boot erreichbar ist. San Miguel del Bala heisst die indigene "Communidad", in der wir die nächsten Tage verbringen. Renaldo, unser Guide, ist einer von den ca. 200 Dorfbewohnern, die vor 10 Jahren beschlossen haben, Besuchern Einblick ins Dorfleben zu geben und ihr Wissen über das Überleben und Leben im Dschungel zu teilen.

Renaldo führt uns zu einfachen Holzhäusern, in denen jeweils eine Familie lebt. Kinder spielen draussen; Erwachsene plaudern miteinander und essen lustige Schlangenfrüchte. Auch wir dürfen kosten und es schmeckt ganz ausgezeichnet - ebenso die frische Kokosnuss und die süssen Kakao-Bohnen.



Kakao-Bohnen = natural candy

In San Miguel gibt es eine Schule, zwei einfache Geschäfte, ein Fussballfeld, eine Festhalle und eine Kirche. Sogar aufbereitetes Wasser gibt es - was keine Selbstverständlichkeit ist mitten im bolivianischen Dschungel. Was es nicht gibt, das sind Strom, Autos, Mopeds, Restaurants, eine Klinik. Die meisten Bewohner arbeiten als Bauern oder Fischer und verkaufen ihre Waren am Markt in Rurrenabaque. Und schliesslich ist es der Tourismus, der eine Einnahmequelle für alle bietet - die Einkünfte hieraus werden nämlich unter allen Bewohnern verteilt.






Eine kurze Bootsfahrt von San Miguel del Bala entfernt liegt ein Canyon, den wir nachmittags besuchen. Gut, haben wir Gummistiefel an, denn es ist seeeehr nass hier. Wir waten genauer gesagt durch ziemlich hohes Wasser. Und das sehr vorsichtig, denn wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht auf einer der grossen Spinnen oder Salamander abstützen, die an den Wänden des Canyons wohnen. Es ist eng hier. Aber unglaublich schön! Fledermäuse flitzen über uns durch den Canyon. Die Sonne beleuchtet die steilen Wände. Wir staunen und staunen.






Nachts schlafen wir gut in unserer Dschungel-Oase mit Insektenkonzert. Und das, obwohl wir alleine sind - unsere Übernachtung liegt nämlich etwas abseits des Dorfes mitten im tiefen, dunklen Dschungel.

Home in the jungle
Am nächsten Tag besteigen wir wieder unser Nussschalen-Boot. Wow, da liegt ein Alligator am Ufer und sonnt sich! Papageien fliegen über uns! Wir gleiten über den Fluss. Und drei Stunden später legen wir an. Wir sind nun im Nationalpark Madidi, einem Schutzgebiet, und klettern an Land. Oder besser gesagt: Wir klettern in den Dschungel. Denn um uns ist dichter Regenwald. 



Und passend zum Regenwald fängt es an zu regnen. Es prasselt kräftig vom Himmel. Zum Glück ist es vom Ufer bis zu unserer Unterkunft nicht weit und so können wir den Regen bald aus der trockenen Hängematte beobachten. Dschungel-Fernsehen.




Das Beobachten geht dann, als die Sonne rauskommt, weiter. Mit einer Machete bewaffnet, Renaldo jedenfalls, tauchen wir ein ins Grün. Wir laufen vorbei an Baumriesen und Lianen. Klettern über Wurzeln. 




Wir lernen, dass manche Lianen Wasser speichern
Es raschelt neben uns. Was ist das? Ein Jaguar? Ein Tapir? Nein, viel weniger exotisch: Es sind Wildschweine, die mächtig Lärm machen. Wir lassen die Schweinebande passieren und laufen weiter. Bis sich eine mächtige Wand vor uns befindet. Wir schauen genau und sehen, dass es bunte Löcher in der Wand gibt. Bunte Löcher? Es sind Aras, die in den kleinen Höhlen sitzen. Wie schön! Und wie laut. Denn die bunten Vögel scheinen sich lautstark zu unterhalten.




Ebenfalls nicht gerade leise sind die Affen, die wir anschliessend erspähen. Hoch in den Baumwipfeln sitzen sie. Mit bester Aussicht über den Urwald!



Irgendwann fängt es wieder an zu regnen und wir machen uns auf den Heimweg. Zurück zur Hängematte.

Am nächsten Tag bekommt die Natur immer noch eine gigantische Dusche. Und da es so definitiv zu nass für eine weitere Dschungelexpedition ist, lernen wir mehr über das Dorfleben. Und wie man aus Nüssen wunderbare Ringe zaubert. Wir feilen und schleifen den halben Tag. Bis die Ringe einigermassen rund aussehen. Das Töchterchen der Köchin hilft uns - auch beim Zöpfe flechten!




Spät nachmittags brechen wir dann wieder auf. Und flitzen an all den Alligatoren und Aras vorbei zurück nach Rurrenabaque.
Abends sitzen wir dort in unserem Lieblingsrestaurant und schauen immer wieder unsere Holz-Ringe an. Jetzt sind wir also auch mit dem Dschungel verheiratet.



Für mehr Informationen zu San Miguel del Bala: www.sanmigueldelbala.com

Freitag, 18. Oktober 2013

In the jungle...

Zum Glück ist es kein Sturzflug! Und das, obwohl wir im 4'000 Meter hohen La Paz abfliegen und nur knapp 30 Minuten später auf fast Meeresspiegelhöhe in Rurrenabaque landen. Aber zum Glück gleiten wir sehr sanft von der Welt der hohen Berge und quirligen Grossstadt in die Dschungel-Welt des bolivianischen Amazonas.



Statt auf einem richtigen Flughafen landen wir auf einer einfachen Piste mitten im grünsten Grün. Ein Flughafengebäude? Gibt es am Flughafen Rurrenabaque nicht. Ein Minibus der Fluggesellschaft holt uns ab - das Gepäck kommt mit kräftigem Schwung aufs Dach.


"Flughafen"
Puh, ist das heiss hier! Endlich, endlich können wir unsere dicken Winterjacken, die wir vor einer halben Stunde noch anhatten, ins Gepäck verfrachten. Und fünf Minuten später sind wir mitten in der kleinen Stadt Rurrenabaque, die am Ufer des breiten Río Beni liegt. Richtig urwaldflussmässig sieht der Strom aus: Das Wasser ist erdig braun mit wilden Strudeln und grosse Baumstämme schwimmen vorbei, als ob es kleine Hölzchen wären. Der Fluss und Rurrenabaque sind umzingelt vom Regenwald. Dicht und grün breitet sich der Urwald in alle Richtungen aus. Es riecht nach Erde und Feuchtigkeit. Und klingt nach Milliarden von Insekten, die singen - eines lauter als das andere.

Das Leben ist beschaulich hier in Rurre, wie die Einheimischen die Stadt liebevoll nennen. Und auch wir passen uns schnell dem gemächlichen Rhythmus an: aufstehen, freuen über die Sonne, frühstücken, ausruhen, spazieren und bunte Blumen bestaunen, ausruhen, Mittagessen, ausruhen, lesen, ausruhen, kreuz und quer durchs kleine Städtchen schlendern, ausruhen, Abendessen, ausruhen, nachts dem Regen zuhören, schlafen.









Mittwoch, 16. Oktober 2013

Am Titicacameer

Nein, nein... Der Titicacasee ist kein See! Sondern ein Meer! Titicacameer!

Warum wir das glauben?
Es ist heiss! Es gibt einen Sandstrand! Der Ort, in dem wir sind, heisst Copacabana! Wir sehen das Ende des Wassers nicht!




Und so laufen wir entlang des Ufers von Copacabana. Die Boote schaukeln im Wasser. Die Sonne scheint uns ins Gesicht.
Und wir freuen uns auf den kommenden Tag: denn dann erkunden wir die Isla del Sol, die mitten im See (?)/Meer (!) liegt!






Zwei Stunden tuckert das kleine Boot am nächsten Morgen übers Wasser. Langsam. Schön langsam. Angekommen auf der Isla del Sol -ja, die Sonne scheint!- bestaunen wir eine alte Inca-Stätte. Und wandern anschliessend über die Insel. Vom Nord- zum Südende. 3 Stunden. 3 Stunden, die es in sich haben! Denn obwohl die Wanderung nicht schwer ist, sind wir ausser Puste. Es ist mal wieder die Höhe, die uns immer dann unsere Grenzen zeigt, wenn es auch nur ein bisschen bergauf geht. Und bergauf geht es immer wieder mal - der Weg windet sich über die Insel. Wäre da nicht die fantastische Aussicht, hätten wir es vielleicht nicht geschafft. Aber 3 Stunden später, oder waren es doch mehr, sitzen wir wieder im Boot. Und tuckern gemächlich zurück nach Copacabana.











Montag, 14. Oktober 2013

Im Kessel

Eigentlich wollten wir gar nicht nach La Paz. Zu gross. Zu gefährlich. Eine Monsterstadt. Und jetzt sind wir doch da. Denn wir haben viel Gutes gehört! Gross? Ja, aber nicht crazy gross. Gefährlich? Mag sein, aber wenn man nicht gerade um 3 Uhr morgens mit teurer Uhr durch dunkle Gassen geht hält sich das Risiko schwer in Grenzen.


Und so sind wir da. In La Paz. Höher als das Jungfraujoch in der Schweiz und dennoch im Kessel. Denn die Stadt liegt in einer gigantischen Senke. Und verschmilzt mit der Nachbarstadt El Alto, die an den Hängen der Stadt klebt und sich von hier aus oberhalb La Paz ausbreitet.




Nachts gleicht La Paz einem Meer - einem schillernden Lichtermeer!




Und tagsüber? Da schillern die bunten Kleider der Frauen, die vielen farbigen Märkte. Wir stossen auf lebendige Strassenparaden, grüne Parks mit schrecklich vielen Tauben. Laufen durch alte Gassen mit farbigen Häusern und geniessen das quirlige Treiben der Stadt! 

Doch ehrlich: La Paz ist keine Schönheit. Aber auch kein Monster