Samstag, 1. Juni 2013

Aus Tagen werden Wochen

Die beiden Brüder lachen und wissen schon, was wir gleich fragen werden: „Können wir noch zwei Tage länger bleiben?“. Denn es gibt noch viel zu entdecken in Ubud. Wir gehen die Tage sehr gemütlich an, spazieren durch die Stadt, die schöne, grüne Umgebung und geniessen die Zeit.





Das Haus der Familie, bei der wir leben sieht eigentlich gar nicht aus wie ein Haus, sondern eher wie ganz viele kleine Tempel. Und nicht nur unser Haus sieht so aus, sondern in ganz Bali leben die Menschen in solchen kleinen Tempelanlagen. Schon am Eingang bewachen ein paar Götter die Menschen vor wilden Geistern. Und um alle Geister und Götter sanft und zufrieden zu halten, basteln die Frauen mehrmals täglich unzählige wunderschöne kleine „Offerings“. Nicht nur für die guten, sondern auch für die bösen Geister – wobei deren Geschenke vor dem Haus auf die Strasse gelegt werden. Und so sind die Wege in Ubud immer mit Blumen geschmückt.






Apropos geschmückt – das sind hier auch die Ohren der Männer, die frische Blüten als Glücksbringer tragen. Aber auch mit Blüten hinter dem Ohr fühlen wir uns hier sehr underdressed neben den Männern und Frauen in ihren schönen, bunten, traditionellen Kleidern.




Mit einem Scooter entdecken wir die Umgebung von Ubud, fahren durch kleine Dörfer und vor allem viele saftig grüne Reisfelder. Überall wird hart gearbeitet und auch die Götter werden auf dem Reisfeld nicht vergessen: kleine Girlanden aus Gräsern wehen im Wind und über ihnen bunte Drachen mit denen sich die Menschen hier noch näher an den Göttern fühlen.






Die Blume hinter Ingos Ohr bringt uns Glück; auf unserem Streifzug kommen wir direkt an einem prächtigen Tempelfest vorbei. Ein älterer Balinese lädt uns ein und zeigt uns alles: das Fest dauert 10 Tage und im Moment wird alles von den Männern und Frauen der umliegenden Dörfer vorbereitet. Die Frauen bauen meterhohe, bunte Standbilder aus Klebereis. Auch die Männer sind fleissig und nicht weniger kreativ; sie zerlegen ein Schwein und basteln daraus den Tempelschmuck. Währenddessen halten grässliche Masken die Waldgeister vom Tempel fern.









Zurück in Ubud kehren wir ein in eines der vielen bio-organisch-dynamischen Cafés, essen feinen Kuchen und lassen uns von Karma-Postern inspirieren, bevor wir durch ein paar der Kunstgalerien ziehen.






Es gibt noch viel zu entdecken und so gehen wir am Abend nochmals zu den beiden Brüdern und fragen sie, ob wir noch zwei Tage bleiben können. Am Ende werden aus ein paar Tagen mehr in Ubud fast zwei Wochen. 

Dienstag, 28. Mai 2013

Tea time

Auf unserer Reise trinken wir immer wieder eine Tasse Tee. Ziemlich oft, um ehrlich zu sein. Und ziemlich oft ist eine Tasse Tee einfach eine Tasse Tee. Und manchmal viel mehr.

Wenn wir in Indien mit einem nackten, weiss bemalten Holy Man, der noch dazu einen Dreizack in der Hand hält, einen Chai am Ufer des Ganges trinken.

Wenn uns Shankar im Nachtzug nach Kolkata die Geschichte des Tees erzählt und dies der Anfang eines wunderbaren Gesprächs ist.

Wenn der Tee im Meditationsretreat das Abendessen ist.

Wenn wir von wildfremden Leuten in Burma lächelnd zum Tee eingeladen werden und zum Abschied die Hände voller Geschenke und die Haare voller Blumen haben.

Und gerade hier in Bali, der Insel der Götter, fragen wir uns: kann es Zufall sein, dass wir genau hier einen wahrhaft göttlichen Tee trinken?

Vielleicht wollt Ihr eine Tasse Götter-Tee mit uns mittrinken... zumindest in Gedanken? Hier das Rezept:



Ingwer, geschält und in Stücke geschnitten. Saft gepresster Limette. Frische Zitronenmelisse. Zitronengras, geschält. Frischer Pandan (könnt ihr weglassen; es wird in Europa vielleicht schwer zu finden sein). Alles mit kochendem Wasser überbrühen. Mit Honig süssen. Geniessen!

Freitag, 24. Mai 2013

Wenn die Tage still sind


124 Tage sind wir bereits unterwegs: Burma hat unser Herz berührt. Mit staunenden Augen sind wir durch Indien gezogen. In Thailand haben wir gelernt zu schweigen und zu kochen. In Laos haben wir unsere Uhren langsamer gestellt und auf Bali die Zeit ganz vergessen. Oft erleben wir Besonderes und Neues. Und dennoch gibt es immer wieder stille Tage, Stunden, Momente. Alltagsmomente im immer neuen Alltag sozusagen:


Immer wieder haben wir ziemlich schmutzige Füsse.



Planen und freuen uns auf das, was kommt.



Ab und zu ist das Zuhause ganz nah.



Vollbepackt ziehen wir weiter.



Oder spazieren mit leichtem Gepäck.



Das grosse Glück ist manchmal ein feiner Crêpe.



Wir reisen und schauen aus dem Fenster.



Oder liegen gemütlich.



Manchmal sind wir tief versunken im Internet.



Einige spielen Yatzy bis tief in die Nacht.



Andere malen.



An einigen Tagen sind wir gut im Verhandeln.



Immer wieder passiert Unvorhergesehenes.



Es kommt vor, dass wir beobachtet werden.



Wir lernen Neues.



Wir essen fein.



Essen nicht alles.



Wenn wir Glück haben, wachen wir auf und die Aussicht ist wundervoll.



Wenn wir Pech haben, wachen wir auf uns sind auf einem grauen Busbahnhof.



Wir sehen, wie die Sonne über grossen Städten untergeht.



Wir sehen, wie die Sonne über einsamen Stränden untergeht.



Manchmal ist das Leben einfach.



Manchmal gibt es luxuriöse Momente.



Ab und zu sind wir verloren.



Verstehen nicht genau, was man uns sagen will.



Selten sind wir krank.



Und oft munter.



Es gibt viel Zeit zum Träumen.



Und zu denken, dass diese Reise eine sehr gute Idee war.