Freitag, 17. Mai 2013

„Home“ Again


Beim Reisen ist es besonders schön, unterwegs ein zweites Zuhause zu finden. Bei unserer letzten grossen Reise haben wir das gefunden: In Singapur, bei Ju-Lian’s Familie.

Und daher freuen wir uns besonders, wieder nach Singapur zurück zu kehren. Wie gewohnt geht es fast direkt vom Flughafen in ein feines Restaurant, wo wir die ganze Familie bei der all-abendlichen Family-Reunion treffen. Wir essen viel und plaudern lange. Es ist schön, alle wieder zu sehen und die Familienbande ist inzwischen sogar noch gewachsen; wir lernen Ju-Lians Freundin Cze Sien kennen und Daniel, den Freund von der Schwester Sue-Ann.


Den nächsten Tag verbringen wir gemeinsam mit Ju-Lian, seiner lieben Mutter und Cze Sien, die wir sofort ins Herz schliessen, und fahren in Richtung der Marina Bay – wir fühlen uns wie in einem guten Science Fiction Film. Wo vor ein paar Jahren noch das Meer war, ist nun ein grosser, grüner, tropischer Park mit zwei grossen Hallen. Wir gehen durch Landschaften aus aller Welt und aller Klimazonen, bis wir schliesslich in Holland landen, mit seinen bunten Tulpenfeldern. Danach verlieren wir uns in der „Lost World“, in der es einen riesigen Wasserfall mit Dschungel gibt. 



Abends ziehen wir durch die Marina Bay und werden von einer spektakulären Licht- und Wassershow überrascht – bevor wir, und das ist nicht überraschend, uns wieder mit der ganzen Familie in einem anderen, feinen Restaurant treffen.




Am nächsten Tag heisst es wieder mal früh aufstehen, denn wir fliegen mit Ju-Lian und Cze Sien nach Bali.

Samstag, 4. Mai 2013

Namaste!


Alle stürmen ins Flugzeug. Woher nehmen die Leute nur das viele Handgepäck her? Nachdem irgendwie alle auf ihrem Platz sitzen, wird es ruhig. Sehr ruhig. Der Flieger verfällt in einen kollektiven Tiefschlaf, Sitzreihen werden zu Betten und das Bein des Nachbars zum gemütlichen Kissen. Auch wir schliessen die Augen und wachen ein paar Stunden später in Indien auf. Welcome to Kolkata! Was wir nicht wussten: an Bord reisen ausser den Passagieren mindestens ebenso viele Fernseher mit – wir ahnen: in Indien warten einige Überraschungen auf uns!

Am Flughafen scheinen sich alle Leute mit ihren Fernsehern in Luft aufzulösen. Von wegen viele Menschen! Am modernen Flughafen von Kolkata geht es jedenfalls ohne Hektik zu. Mit dem Flughafenbus fahren wir in die Stadt; nein – wir rasen in die Stadt! Vorbei an Unmengen gelber Oldtimer-Taxis, uralten Strassenbahnen, Pilgern die sich auf den Boden werfen und eimerweise mit Wasser begossen werden. Wir sehen alte Männer, die von Hand die letzten Handrikschas Indiens ziehen und Frauen in bunten Saris.

Wir kommen an im Hotel und fühlen uns in der Zeit zurückversetzt.  Ein alter, nostalgischer Lift bringt uns in unser grosses Zimmer mit unglaublich hohen Decken. Morgens bekommen wir eine Zeitung durch die Tür geschoben; im Erdgeschoss befindet sich eine gemütliche, schummrige Bar.

Haben eigentlich alle Inder einen Schnauz? Wir glauben, schon! Und das ist auch gut für die vielen Barbiere, die auf der Strasse arbeiten und die Schnäuze pflegen und trimmen. Dazu gehört auch Scheitel-nachdunkeln in schönem Schwarz und eine entspannende Kopfmasssage. Ingo überlegt kurz, ob er sich barttechnisch anpassen soll, lässt es dann aber doch.

Wir schlendern durch die belebten, aber nicht überfüllten, Strassen und trinken hier und da einen feinen Chai aus herzigen Tontassen. Wir kosten feines, frisches Chapati und trinken mehr als ein Lassi.

Schon vom ersten Moment an gefällt uns die Stadt. Auch wenn sie laut, verrückt und der Verkehr haarsträubend ist. Entgegen unseren Erwartungen ist die Atmosphäre sehr entspannt: nie werden wir von aufdringlichen Verkäufern belagert und kaum angebettelt. Mit ihrem Charme, Lachen, Verrücktheit und Gutmütigkeit schliessen wir die Menschen schnell in unser Herz!

Auffällig ist, dass es eine breite Mittelschicht gibt; halb Kolkata spielt Cricket im Park vor dem Victoria Memorial; wohlhabende Inderinnen trainieren mit Personal Trainer. Und wo man hin schaut sieht man wunderschöne alte Gebäude, teils verfallen, teils sehr gepflegt. Aber ja: man sieht auch, dass es bettelarme Leute gibt. Auf einem Pappkarton leben sie am Strassenrand; ganze Familien leben so. Jeder einzelne tut uns leid. Einem schlafenden Mann, der in alten PET-Flaschen Wassertropfen sammelt, kaufen wir Wasser und stellen es ihm hin. Ob er sich freut, wenn er aufwacht?

Am zweiten Abend besuchen wir einen bekannten Hindu-Tempel. Unsere Kirchen können einpacken, was Verrücktheit, Musik-Lautstärke, Gerüche und Farben angeht. Es ist alles andere als still besinnlich. Es ist voller Menschen. Sie singen laut und vollziehen uns rätselhafte Rituale. In dunklen, tiefen Hauseingängen fällt unser Blick auf alte, heilige Männer. Es ist wie in 1001 Nacht!

Die Tage vergehen schnell. Und wir können uns kaum satt sehen und werden bombardiert mit Eindrücken. Wir laufen im Schneckentempo durch die Stadt. Gut, dass es in Indien für uns noch weiter geht – mit dem Nachtzug fahren wir nach Varanasi!